Velo in der Gruppe

Betreff: Verhalten in der Gruppe bei Velo-Ausfahrten



Nun ist es ja so, dass man sich ab und an dabei erwischt, wie man mit 40 Sachen etwa 15cm hinter dem Hinterrad des Vordermannes oder vor dem Vorderrad der Hinterfrau (respektive 15cm hinter dem Hinterrad der Vorderfrau usw. um der Gender-Problematik auch genüge getan zu haben...) über den Asphalt brettert und wie man sich in dieser Situation dann auch noch erstaunt ausrechnet, dass 40 km/h immerhin über 11m pro Sekunde sind... (so was nennt man dann wohl Multitasking und im Kopfrechnen war ich schon immer fit wie ein Turnschuh ...)



So geschehen am letzten Samstagsritt zwischen Lucelle und Laufen in einer adrenalingeschwängerten, völlig aus den Fugen geratenen Sechsergruppe (und da war auch noch ein Daniel Montag dabei, ohne den wir bestimmt einen 55er Schnitt geschafft hätten - das wären dann über 15m in der Sekunde :o)). Bei näherem Hinsehen, konnte man deutlich erkennen, dass den Akteuren der Sabber zweireihig das Kinn herunterlief und der Schaum vom Fahrtwind bis über die Ohren spritzte. Nicht auszudenken, wie sich wohl ein unvermitteltes Abbremsen oder ein plötzliches Hindernis auf der Strasse auf die Gruppendynamik ausgewirkt hätte. Diese Vorstellung veranlasste mich dann auch, diese Zeilen zu schreiben...

Hierbei fällt mir auch eine Situation ein, bei der ich auf Malle Simon, der mit seinem fast neuen Kalibur direkt hinter mir fuhr, straight in ein Monster-Schlagloch bugsierte, das ich übersehen hatte und dem ich im allerletzten Moment durch einen krassen Schlenker gerade noch entronnen war. Das Geräusch, mit dem das vordere Xentis-Rad Simons in die Untiefen des nicht vorhandenen Asphalts eintauchte ist mir noch einige Zeit in den Gehörgängen hängen geblieben (und gleichzeitig hat mich die Gelassenheit Simons sehr imponiert...).

Da mir nun jedoch als Konsequenz eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h bei den Velotouren eher unrealistisch erscheint, möchte ich an dieser Stelle eine Diskussion über gewisse Verhaltensregeln oder wenn ihr so wollt Vorsichtmassnahmen bei Gruppenfahrten anregen, über die jederzeit debattiert und gestritten werden darf.

Der Einfachheit halber werde ich alle Punkte, die mir durch den Kopf geschossen sind, als Aufzählung anschliessen - das Ganze wird daher den Charakter eines Gesetzestextes bekommen, den ich jedoch so nicht verstanden wissen will. Mein Ziel ist es, verschiedene Punkte in unser aller Bewusstsein zu rufen und Überlegungen bezüglich Gefahren zu lancieren, nichts weiter. Auch besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit bei der Liste - ergänzt sie, vereinfacht sie, streicht sie auf die wesentlichen Sachen zusammen - ich werde auf gar keinen Fall gekränkt oder beleidigt sein...



Und jetzt geht's los...



  • Auch wenn es ungesellig klingt: Vor der Ausfahrt besteht Einigkeit über Route und Geschwindigkeit der Gruppe. In der Regel schlägt der Leiter eine Route vor und gibt evtl. Varianten bekannt. Die Abmachung „lasst uns mal gemeinsam losfahren..." geht erfahrungsgemäss voll auf Kosten der etwas schwächeren Fahrer.
  • Generell gilt: Wir halten uns an die Verkehrsregeln - respektieren Ampeln, Vorfahrtsregeln, Zebrastreifen, usw. und rechnen jederzeit mit entgegenkommendem oder überholendem Verkehr - nur mit dem Tempolimit halten wir es wenn möglich nicht so genau - 120 auf der Landstrasse ist bei einem guten Belag völlig akzeptabel... Je nach Strassentyp ist eine Zweierreihe okay, wobei mir aber dennoch versuchen, niemanden zu provozieren oder zu behindern.
  • Generell gilt: Stilles Leiden ist unangebracht - wenn jemand Ermüdungserscheinungen und eine Reduktion des Tempos oder eine Pinkel-Pause ansagt, spricht er/sie in der Regel einigen anderen aus der Gruppe aus dem Herzen.
  • Müde / Platte / Motivationslose / Verzweifelte / Deprimierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer fahren übrigens am besten direkt hinter der Gruppenspitze auf Position 2.
  • Nach einem bösen Anstieg sollte nicht nur auf den / die Letzte(n) gewartet werden, sondern man sollte Ihm/ihr auch ein kleines Verschnauferle gönnen, bevor man sich mit Geschrei in die Abfahrt stürzt.
  • Generell sollte jeder eine möglichst klare Linie fahren- keine unvermittelten Schlenker, keine abrupten Bremsmanöver. Bei Abfahrten nach hinten und seitlich Abstand halten.
  • Richtungsänderungen werden von allen deutlich angezeigt.
  • Stopps werden wenn möglich durch einen gehobenen Arm angezeigt (im Zweifelsfall aber lieber mit beiden Händen bremsen und sich dafür akustisch bemerkbar machen, gelle).
  • Hindernisse (parkende Autos, Fussgänger, langsame Velofahrer) werden durch Winken dem Hintermann / der Hinterfrau frühzeitig und deutlich angezeigt. Jedes Signal wird bis hinten durchgegeben.
  • Auf Schlaglöcher oder Gegenstände auf der Fahrbahn (Scherben, Steine) wird durch deutliches Zeigen aufmerksam gemacht. Hierbei sollte man jedoch nicht auf jeden einzelnen Haarriss im Asphalt deuten - die Aufmerksamkeit, die dieses Zeichen erregt, nutzt sich schnell ab...
  • Auf Schienen, Bordsteine und Schwellen wird durch ein eigenes Zeichen (einem erhobenem Zeigefinger ähnlich, der langsam und möglichst ästhetisch hinter dem Rücken in der Horizontalen bewegt wird) aufmerksam gemacht.
  • Vor eventuellen Windschattenfahrten wäre eine kurze Absprache der Richtlinien angebracht / Unerfahrene einweisen / hat überhaupt jede/r Lust? Wie lange soll Tempo gebolzt werden.
  • In der Regel geht die / der Erste bei Lustlosigkeit oder Kräfteverschleiss aus dem Wind und lässt sich links von der Gruppe (also zur Fahrbahnmitte hin) zurückfallen. Bei Übernahme der Führung Tempo halten - nicht schneller werden, beim Rausgehen auf den Anschluss zur Gruppe achten.
  • Bei allem Spass... Ein Auge der Teilnehmer sollte beim Windschattenfahren immer auf das Hinterrad (und nicht den Hintern!) des Vordermannes / der Vorderfrau gerichtet sein. Stetiges Treten (auch ohne Druck) verhindert den „Handorgel-Effekt" - so gleichmässig wie möglich fahren. Es darf auch miteinander „geredet" (geschrieen) werden.
  • Der / Die Vorletzte checkt von Zeit zu Zeit, ob die Schlussfrau / der Schlussmann Anschluss hat. Wenn nicht, dann macht er / sie sich akustisch bemerkbar...

    Ganz was anderes...
  • Schnäuzen bei 40 Sachen und mitten in der Gruppe ist eher unangenehm (für die hinteren) und gruuuusig !!! (in Andalusien habe ich in dieser Hinsicht echt Abartiges erlebt - diese Unart scheint sich richtig zu etablieren...). Nasenreinigung bitte nur bei eher moderaten Geschwindigkeiten und etwas seitlichem Ausscheren, wobei einerseits auf den Verkehr und andererseits auf die Windrichtung zu achten ist.
  • Sollte jemand mit nur einem eingeklickten Schuh zu einem Überholmanöver ansetzen, darf er getreten, bespuckt und wüst beschimpft werden. Wir dulden nicht, dass ein Vereinsmitglied der Lächerlichkeit preisgegeben wird und der Sportchef sollte sowieso eher für ein starkes Selbstvertrauen seiner Schützlinge bemüht sein...



So - das wäre alles, was mir gerade in den Sinn kommt - wie gesagt, dieser literarische Erguss darf nach belieben kommentiert, ergänzt oder verändert werden, ohne dass ich gleich aus dem Verein austrete...

Ach ja... Im übrigen - das Windschattenfahren am Samstag war rattenscharf !!!



Herzlichst Steffen